Bens langer Weg zur richtigen Förderung

Sprachlich war Ben* zunächst kein „typisches“ hochbegabtes Kind – er fing erst mit zweieinhalb richtig an zu sprechen und reagierte nicht auf seinen Namen, obwohl er gut hörte. Gleichzeitig benutzte er früh die Spielsachen seines drei Jahre älteren Bruders, löste beispielsweise mit anderthalb schon zielsicher dessen Puzzles.

Als Ben in diesem Alter in die Kita kam, wollte er lieber allein sein als in der Gruppe. Das blieb lange so. Der Junge entwickelte sich zum Außenseiter und schien teils sehr unausgeglichen. Auf der einen Seite war er wissbegierig, erzählte Geschichten nach und wusste immer genau, wem welche Jacke gehörte.

Auf der anderen Seite war er oft unkonzentriert, erledigte Aufgaben nur, wenn er dazu wirklich Lust hatte, stolperte viel, hatte Ängste und bekam sogar Neurodermitis. Später sollte sich herausstellen, dass der Grund dafür psychosomatisch war. In Bens Kopf herrschte ein kreatives Chaos.

Die Eltern gingen mit ihrem Sohn zu sämtlichen Ärzten, aber alle stellten fest, dass er gesund sei. Weder Bens Familie noch wir in der Kita wussten, wie wir die Verhaltensbesonderheiten des Jungen erklären und ihm helfen sollten.

Gerettet hat uns schließlich die Kooperation mit der Stiftung Kleine Füchse. Schon nach dem ersten Fortbildungstag äußerten zwei Kolleginnen die Vermutung, dass Ben möglicherweise hochbegabt sei. Die Eltern waren dem Gedanken gegenüber offen und ließen ihren Sohn in der Begabungspsychologischen Beratungsstelle testen. Das Ergebnis zeigte: Ben ist mit einem weit überdurchschnittlichen IQ hochbegabt. Die Diagnose half uns allen, entspannter mit ihm umzugehen. Wir betrachteten sein Verhalten nun nicht mehr defizitär, sondern gingen auf seine Stärken ein, zum Beispiel, indem wir ihm herausfordernde Spielmaterialien zur Verfügung stellten. Das tut dem gesamten Gruppengefüge gut. Aber das Wichtigste ist: Ben fühlt sich verstanden und wohl in der Kita. Und er freut sich auf seine Einschulung, der auch wir Pädagogen und Bens Eltern nun positiv entgegensehen können.

Gisela Klein, Kita Hargesheim

*Name geändert